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Autonomes Fahren ist in aller Munde – aber wer hat schon einmal in einem echten autonomen Fahrzeug gesessen? Eine gute Gelegenheit dazu wird sich demnächst allen interessierten Bürger*innen in Berlin bieten. Im Rahmen des neu bewilligten und mit rund 17 Millionen Euro ausgestatteten „BeIntelli“-Projekts an der TU Berlin soll ab 2022 ein autonomer Bus regelmäßig die Strecke zwischen Adenauerplatz und Brandenburger Tor befahren. Gemeinsam mit zehn weiteren Projektpartnern entwickelt das von Prof. Dr. Sahin Albayrak geleitete DAILabor an der TU Berlin KI-basierte Softwaresysteme für autonome Fahrzeuge. „Unser erklärtes Ziel ist es, autonomes Fahren für die breite Bevölkerung wirklich erlebbar und erklärbar zu machen“, sagt Dr. Jan Keiser, Teilprojektleiter des „BeIntelli“-Projekts. In dem sogenannten Erklärbus soll insbesondere die Wahrnehmung und Vorhersage der Verkehrssituation sowie die darauf basierende Fahrplanung visualisiert werden.

In einem Vorläuferprojekt haben die Wissenschaftler*innen bereits die notwendige Hardware, also Sensoren und Kameras, an einem Teil der Strecke installiert. Jetzt sollen die entsprechenden Fahrzeuge ausgerüstet und getestet werden.

Der Erklärbus ist dabei nur eins von insgesamt vier Fahrzeugen, die von den Wissenschaftler*innen aktuell konzipiert werden. „Autonome Fahrzeuge gibt es nicht von der Stange zu kaufen – erst recht keine großen Zwölf-Meter-Busse. Zurzeit erarbeiten wir vor allem, welche Sensorik der Bus benötigt. Das sind zum Beispiel ein Laserscanner für ein 360-GradUmfeld, ein Nahbereichslaser für den Eingangsbereich, Kameras mit Rundumsicht, Ultraschallsensoren oder auch spezielle Computer für die Sensordatenauswertung. Zusätzlich entwickeln wir an der TU Berlin auch die Software für die Künstliche Intelligenz, die den Bus autonom steuern soll. Dabei gibt es nicht nur Sicherheitsaspekte zu bedenken, sondern auch ökologische Anforderungen.“ Gesucht wird ein barrierefreier Elektrobus. Die Innenausstattung wird dabei eher futuristisch anmuten und nicht an den klassischen Linienbus im ÖPNV erinnern. Der gesamte Innenraum soll mit interaktiven Displays bestückt werden, auf denen die Fahrgäste Datenauswertungen der Sensoren verfolgen können. Mit den Displays sollen zum Beispiel auch Erklärungen für ein bestimmtes Fahrverhalten transportiert werden. „Bei der Innenausstattung achten wir darauf, dass sie barrierefrei gestaltet wird. Zusätzlich wollen wir unterschiedliche Altersgruppen mit unterschiedlichen Interaktionskonzepten ansprechen“, erläutert Marc Augusto, Teilprojektleiter im Projektvorhaben.

Für den Betrieb von autonomen Fahrzeugen gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage, daher müssen im Rahmen des Projektes Sonderzulassungen beantragt werden. „In jedem Fall wird der Erklärbus durch ein geschultes Sicherheitspersonal betrieben, das zu jeder Zeit die Kontrolle über das Fahrzeug übernehmen kann“, beruhigt Jan Keiser.

An dem Gesamtprojekt „BeIntelli“ arbeitet ein großes interdisziplinäres Team aus Wissenschaftler*innen und Praxis-Partner*innen unter Führung der TU Berlin. Ein Ziel ist es, den Grundstein für die Etablierung eines Berliner Zentrums für erlebbare KI und Digitalisierung in der Mobilitätsforschung zu legen. Dort sollen unter anderem spezielle Events zu den Themen Digitalisierung, Autonomes Fahren oder auch Smart City für die Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft und Industrie stattfinden.

Katharina Jung